Mittwoch, 23. März 2016

Bogdan, Isabel: Der Pfau



Eine subtile Komödie in den schottischen Highlands – very british!

Ein charmant heruntergekommener Landsitz, auf dem ein Pfau verrücktspielt, eine Gruppe Banker beim Teambuilding, eine ambitionierte Psychologin, eine schwungvolle Haushälterin mit gebrochenem Arm, eine patente Köchin, Lord und Lady McIntosh, die alles unter einen Hut bringen müssen, dazu jede Menge Tiere – da weiß bald niemand mehr, was eigentlich passiert ist.

Isabel Bogdan, preisgekrönte Übersetzerin englischer Literatur, erzählt in ihrem ersten Roman mit britischem Understatement, pointenreich und überraschend von einem Wochenende, das ganz anders verläuft als geplant. Chefbankerin Liz und ihre vierköpfige Abteilung wollen in der ländlichen Abgeschiedenheit ihre Zusammenarbeit verbessern, werden aber durch das spartanische Ambiente und einen verrückt gewordenen Pfau aus dem Konzept gebracht. Die pragmatische Problemlösung durch Lord McIntosh setzt ein urkomisches Geschehen in Gang, das die Beteiligten an ihre Grenzen führt und sie einander näherbringt. Ein überraschender Wintereinbruch, eine Grippe und ein Kurzschluss tun ihr Übriges. Isabel Bogdan verbindet diese turbulente Handlung auf grandiose Weise mit liebevoller Figurenzeichnung.

So britisch-unterhaltsam ist in deutscher Sprache noch nicht erzählt worden!

(Klappentext: Kiepenheuer & Witsch)


  • Gebundene Ausgabe: 256 Seiten
  • Verlag: Kiepenheuer&Witsch (18. Februar 2016)
  • Sprache: Deutsch
  • ISBN-10: 3462048007
  • ISBN-13: 978-3462048001






















EINER DER PFAUEN WAR VERRÜCKT GEWORDEN...





Banker und Humor - geht das überhaupt? Na, aber gerade, sollte man denken, denn wenn eine Berufsgruppe, der absolute Humorlosigkeit nachgesagt wird, in skurrlie Situationen gerät - wie soll das nicht komisch sein? Eine solche Szenerie hat jedenfalls Isabel Bogdan in ihrem ersten Buch gewählt.

Eine Gruppe Banker hat es in die ländliche Abgeschiedenheit der schottischen Highlands verschlagen, auf das ein wenig heruntergekommene Gut von Lord und Lady McIntosh. Ziel des gemeinsamen Wochenendes ist es, mit Hilfe einer Psychologin sowie einer eigens engagierten Köchin, zu einem verbesserten Teambuilding zu gelangen. Doch das ausgesprochen rustikale Ambiente, ein plötzlicher Wintereinbruch sowie nicht zuletzt ein verrückt gewordener Pfau tragen dazu bei, dass das Wochenende um einiges anders läuft als geplant.


"Einer der Pfauen war verrückt geworden. Vielleicht sah er auch nur schlecht, jedenfalls hielt er mit einem Mal alles, was blau war und glänzte, für Konkurrenz auf dem Heiratsmarkt." (S. 7)



Wirklich Aufregendes geschieht in dieser Erzählung nicht - es ist eher ein Buch der leisen Töne. Dabei bleibt das Geschehen jedoch meist sehr an der Oberfläche, die Charaktere recht klischeehaft, und für meinen Geschmack halten sich auch die Absurditäten sehr in Grenzen. Anfangs noch in der Erwartungshaltung von 'skurrile Personen, englischer Humor, verrückte Geschichte à la "Immer Ärger mit Harry", dem schwarzhumorigen Film von Alfred Hitchcock' stellte sich bei mir rasch eine Ernüchterung ein. Stellen zum Schmunzeln gab es durchaus, aber mehr war da eben nicht. Der sog. britische Humor blitzte hier in meinen Augen nur zeitweise hervor, da habe ich einfach mehr erwartet. Ich hätte es gerne schwärzer, trockener und skurriler gehabt und empfand die Erzählung, nicht zuletzt auch durch das Fehlen jeglicher dirketer Rede, stellenweise auch als etwas leblos.

Der Schreibstil ist durchaus gefällig und angenehm zu lesen, doch für mich hat Isabel Bogdan das Potential nicht ausgeschöpft, was die Geschichte zu bieten gehabt hätte. Ich habe das Buch nicht ungern gelesen, doch wenn - nicht zuletzt auch durch reichlich Vorschusslorbeeren - falsche Erwartungen geschürt werden, so stellt sich zwangsläufig doch eine gewisse Enttäuschung ein. Und so kann ich nicht mit in das Horn derjenigen stoßen, die voll des Lobes sind angesichts des Debüts Bogdans, die sich ansonsten einen Namen als renommierte Übersetzerin gemacht hat. Für mich war der Roman insgesamt zu ruhig und zu unspektakulär, und vor allem die Tatsache, dass sich der vollmundig angepriesene britische Humor hier kaum einmal zeigte, lässt mich das Buch als 'Mittelmaß' einordnen. Gerne wäre ich zu einem anderen Urteil gekommen.


© Parden





























Isabel BogdanDer Verlag Kiepenheuer & Witsch schreibt über die Autorin:

Isabel Bogdan, geboren 1968 in Köln, studierte Anglistik und Japanologie in Heidelberg und Tokyo. Lebt in Hamburg, weil es da so schön ist. Sie verfasste zahlreiche Übersetzungen, u.a. von Jane Gardam, Nick Hornby, Jonathan Safran Foer, Jonathan Evison und Megan Abbott. Sie ist Vorsitzende des Vereins zur Rettung des »anderthalb«. 2011 erschien ihr erstes eigenes Buch, Sachen machen, bei Rowohlt, außerdem schrieb sie Kurzgeschichten in Anthologien. 2006 erhielt sie den Hamburger Förderpreis für literarische Übersetzung (für Tamar Yellin: Das Vermächtnis des Shalom Shepher). Für den Romananfang ihres ersten Romans Der Pfau , der bei Kiepenheuer & Witsch im Frühjahr 2016 erscheint, erhielt sie 2011 den Hamburger Förderpreis für Literatur.     

übernommen von Kiepenheuer & Witsch

2 Kommentare:

  1. Da su so viel meh liest, ist eben auch Mittelmaß wahrscheinlicher. Hast du den selbst ausgewählt?

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    1. *grübelt* Wer könnte den Roman sonst für mich ausgewählt haben?

      Ich habe mich für das Buch im Rahmen einer Leserunde beworben, weil Bogdan mir zuletzt als Übersetzerin von 'Ein untadeliger Mann' von Jane Gardam so positiv aufgefallen ist. Aber ein eloquenter Schreibstil allein macht noch nicht ein gutes Buch aus, wie ich gelernt habe...

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